Andalusien Reisebericht Teil 1 – Alpujarra

Die Reise beginnt auf dem 'Balcón de la Alpujarra'

In zwei Stunden kurven wir von Malaga nach Pitres zu unserem Standquartier hinauf. Der Ausblick von der Zimmerterrasse über die eingeschnittene Schlucht ist schlichtweg traumhaft. An ihrem Rand schmiegen sich die reizvollen Weiler von La Tahá, eine unserer schönsten Wanderungen.

Blick von Hotel  La Oveja Verde de la Alpujarra in Pitres 
Der Blick von unserer Unterkunft 'La Oveja Verde de la Alpujarra' in Pitres 

In den zauberhaften Bergtälern Ost-Andalusiens wird das Leben noch von Jahreszeit, Wetter und Sitten bestimmt. In der kühlen Bergluft reift der beste Serrano Schinken Spaniens. Aus den terrassierten Berghängen leuchten geweißelte Dachlandschaften mit übereinandergeschachtelten Häusern – eine Hinterlassenschaft der maurischen Bewohner, die in diesem vergessenen Land nach der christlichen Rückeroberung von Granada Zuflucht fanden.

Durch Spaniens wenig bekannte, weiße Alpujarra-Dörfer wandert man durch eine Bilderbuchlandschaft.

 Wanderung durch Alpujarra-Dörfer

Die Alpujarra-Dörfer Pampaneira, Bubión und Capileira sitzen imposant an den Hängen einer tiefen Schlucht mit herrlichen Miradors. Anders als die Tahá Siedlungen, haben sie sich touristisch entwickelt, bieten Unterkünfte, Bogedas, Restaurants, regionale Produkte und eine Busverbindung. Am schönsten nähert man sich ihnen als Wanderer von oben.

 Alpujarra Pitres Wanderung
Von Pitres kommend erfreuen wir uns an dem Weitblick über die Schlucht bis zu den Schneegipfeln der Sierra Nevada

 

Wanderung von Pitres zu den weißen Dörfern Pampaneira, Bubión und Capileira.

 

Von unserer Unterkunft in Pitres geht es am Kirchplatz und dem alten Waschhaus vorbei, hinauf nach Capilerilla. Der weitere Weg verläuft durch Kulturlandschaften und Eichenwälder, ist man über den felsigen Bergkamm hinweg, liegt einem die tiefeingeschnittene Poqueira-Schlucht mit den weißen Dörfern zu Füßen. Der Pfad führt uns direkt nach Bubión. Man feiert gerade das Fest der blumengeschmückten Maikreuze in Gedenken an das entdeckte Kreuz Christi. Über den Wanderweg entlang der Schlucht entdecken wir Dorf um Dorf. Aus den Flachdächern der kubischen Häuser ragen überall zylindrische Kamine. Die Architektur, die kunstvolle Terrassierung und die klugen Bewässerungskanäle sind das letzte Vermächtnis der andalusischen Mauren. Oben in Capileira steigen wir dann in den Nachmittagsbus zurück nach Pitres.

  • Busverbindung. Ein Bus fährt 3mal am Tag zwischen Mittag und Abend durch die drei Alpujarra-Dörfer, über Pitres bis ins Tal von Trevelez. Zu unserer Zeit ab Capileira; Infos vor Ort geben die Unterkünfte. Webseite Suche Busverbindungen.
  • Die Poqueira-Schlucht mit den weißen Dörfern lässt sich in einer großen und kleineren Runde erwandern. Je nachdem wie weit man gehen möchte, zwischen 2 bis 6 Stunden.
Wanderung Alpujarra Dorf Bubión
Mai-Kreuze Andalusien
Am ersten Maiwochenende feiern viele Orte das Fest der geschmückten Kreuze
Alpujarra-Dörfer Andalusien

MEIN TIPP. Durch die versteckten Dörfer der La Taha de Pitres wandern

Von Pitres starten wir unsere Rundwanderung durch die stillen und abgelegenen Dörfer Mecina, Mecinilla, Fondales, Ferreirola und Atalbéitar (4-5 Stunden).

Pitres Alpujarra-Dörfer Andalusien
Alpujarra-Dörfer Andalusien
Wanderung Alpujarra-Dörfer Andalusien

Im 'Barranco del Sangres', dem Flussbett des Todes, wurde der letzte Widerstand der Mauren blutig niedergeschlagen. Viele alte Hippies und nachgerückte, zivilisationsmüde Idealisten bewohnen heute ihre alten Dörfer. Hier fährt kein Bus und Reisebusse kommen auch keine. Nach dem Weg fragend, erzählt uns eine deutsche Aussteigerin, dass sie schon 30 Jahre in der Alpujarra lebe. Ihr jetziges Haus hat keinen Strom, im nasskalten Winter hält der Holzofen den Wohnraum warm und während der Hitze senkt das Haustünchen die Temperatur um ganze 6°C. Einige Häuser haben sich die Malagenios als Ferienhaus gekauft, andere stehen leer oder zum Verkauf. Wir folgen der Schlucht durch wilde Vegetation. Hirten ziehen hier immer noch mit ihren Ziegen und Schafherden umher, maurische 'acequias' rauschen vorbei und speisen die nächsten Dorfbrunnen.

Alpujarra-Dörfer Andalusien

Im letzten Dorf Atalbéitar wurden schon Historienfilme gedreht. Es wäre längst verlassen, gäbe es nicht die paar Handvoll junge Aussteiger, Musiker und Künstler. Die Haustüren stehen offen, man spielt Gitarre, sitzt auf den Dächern und lebt in den Tag hinein. Das Dorf hat etwa Einhundert Häuser und 30 Bewohner, die registriert sind. Am Dorfeingang lesen wir auf einem angeschlagenen Zettel: Zu den Parlamentswahlen kommt ein kostenloser Bus vorbei, um die Bewohner in die Wahllokale zu bringen.

Verschiedene La Taha Wanderungen findet man auf der Seite der Unterkunft La Oveja Verde.

Dorf Atalbéitar Alpujarra Andalusien
Dorf Atalbéitar in der Alpujarra

Das Alpujarra Dorf Pitres

Blick vom Hotel in Pitres, Alpujarra Andalusien
Blick von unserem Balkon in Pitres

 

Das ursprüngliche Dorf Pitres (1.300m) hat den Vorteil, es liegt zentral zwischen den Bergtälern an der Hauptstraße durch die Alpujarra Alta und bietet gute Wandermöglichkeiten. 

 

Wir haben uns im 'La Oveja Verde de la Alpujarra' einquartiert, ein schlichtes, geräumiges Apartment mit umwerfender Aussicht. Von unserem großen Balkon überblicken wir die Bergschlucht, an ihren Rand schmiegen sich die kleinen Dörfer. Morgens wird auf der exponierten Hausterrasse ein wunderbares Frühstück
serviert mit selbstgemachter Marmelade und lokalem Serrano Schinken. In der hauseigenen Taverne gibt es einen sehr guten Schinken und Tomatensalat, dazu fließt der rote Hauswein gut. Der große Garten mit Obstbäumen und Gemüsegarten besitzt sogar einen Naturpool – und natürlich die Aussicht. Der Besitzer kennt sich in der Region und im Sierra Nevada Nationalpark bestens aus und gibt gerne Tipps. Das andalusische Landhaus liegt an der Hauptstraße aber dennoch ruhig, alle Zimmer gehen nach Süden zum Tal hinaus. Wir hören schon mal die Nachbarn über uns, aber bei dieser paradiesischen Lage, macht es uns nicht viel aus.

 

Pitres ist noch ein intaktes Dorf, vom Tourismus ist wenig zu spüren. An Markttag trifft man auf die Bewohner. Die Zugereisten verkaufen Selbstgemachtes, Filzkleidung, ziemlich Kurioses gehäkelt oder genäht, ein langbärtiger mit Turban sein selbstgebackenes Brot. Die Dorfalten in der Bar rufen uns belustigt zu, den Araber dürften wir nicht fotografieren. Sie kommen gut mit den neuen Bewohnern aus. Auch wenn man sie für etwas verrückt hält, sie sorgen dafür, dass die alten Dörfer nicht verfallen.

 

Pitres Restaurant-Tipp El Jardin del Mirador. Hier kann man richtig gut essen. Francisco Trani kocht kreativ und mit Herz und fürs Auge wird alles auch noch hergerichtet. Salat mit gerösteter Paprika, Ente mit Trauben oder Fleisch und Fisch vom Grill. Der 'Bacalao a la Andaluza' in der Pfanne kommt wunderbar saftig mit lokalem Gemüse. Als Dessert, seinen selbstgemachten Kefir mit Brombeeren probieren. Die kleine Restaurant-Bar hat innen nur wenige Tische, die Terrasse, ein wildromantischer Garten mit Panoramablick. Lage Google Map mit Online-Reservierung.

 

Jamon Serrano von höchster Qualität. Man muss nicht ganz hinauf bis nach Trevelez fahren, um einen Schinkenhersteller zu besuchen. Die Fabrik Jamones Casa Juan in Pitres kann man besichtigen und den Schinken auch gleich kaufen, vom Serrano Alpujarra (Kilopreis 7-9€) bis zum Premium Jamón de Pata Negra, um 200 Euro das ganze Hinterbein. Die Familie produziert 40.000 Schinken im Jahr. Schweine sieht man in der Alpujarra keine. Die Hinterschinken werden aus ganz Spanien angeliefert, es ist die Reifung in der kühlen Bergluft, die für die außergewöhnliche Qualität sorgt. Übertroffen wird er nur noch vom viel teureren Jamón de Jabugo, dem Rolls-Royce unter den Schinken aus den Bergen nordwestlich von Sevilla.

 

Von Edel Seebauer / Fotos Jürgen Mahler 

 

Wenn der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag in unser Gästebuch.

 

Alle Andalusien Reiseberichte